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Peter Hujar’s Day

Berlinale 2025

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Peter Hujar’s Day - 2025
Informationen

Der Fotokünstler Peter Hujar war bis zu seinem AIDS-Tod 1987 häufig mittellos und in der nationalen wie internationalen Kunstwelt eher unbekannt. Ein Schicksal, das viele heute anerkannte Künstler:innen im Laufe der Jahrhunderte ereilt hat. Anerkennung fanden seine überwiegend schwarz-weißen warmherzigen Foto-Porträts von Menschen, Tieren und Landschaften vor allem bei Künstlerkollegen der New Yorker Bohème und Underground-Szene, darunter Robert Wilson, Roger Waters, Andy Warhol oder William S. Burroughs, die er allesamt fotografierte. Sein einziges Fotobuch „Portraits in Life and Death“ erschien 1976 mit einem Vorwort von Susan Sontag. Aufenthalte und Ausstellungen in Europa wie Paris, Innsbruck oder Wien machten ihn auch jenseits des Atlantiks bekannt.

Heute gilt der Amerikaner ukrainischer Abstammung und zeitweise Meisterschüler von Richard Avedon als einer der wichtigsten Fotografen der (queeren) Downtown-Szene des Big Apple in den siebziger und achtziger Jahren. Die Bundeskunsthalle in Bonn widmet ihm 2026 eine umfassende Werkschau. Seine Fotografien hängen in Museen wie dem Metropolitan Museum, dem MoMA, der Londoner Tate Modern oder dem St. Louis Art Museum. Dort hängt auch sein berühmtestes Bild, das ikonische Porträt „Candy Darling on her Deathbed“ der unter anderem in Lou Reeds Song „Candy Says“ verewigten gleichnamigen Factory-Ikone, das kurz vor ihrem Tod 1974 entstand.

1974 lud ihn seine Freundin, die Schriftstellerin Linda Rosenkrantz, für eines ihrer Kunstprojekte dazu ein, in ihrem Apartment in Manhattan von seinen vergangenen 24 Stunden zu berichten. Aus dem Kunstprojekt wurde nichts, doch 2019 wurden die Aufzeichnungen des Gesprächs in Peter Hujars Archiv entdeckt und das Transcript 2019 von ihr selbst als Buch unter dem gleichnamigen Titel veröffentlicht. Der Regisseur Ira Sachs war davon so fasziniert, dass er das Gespräch mit Ben Whishaw und Rebecca Hall originalgetreu nachstellen ließ. So erhalten wir eine authentische Momentaufnahme eines Künstlerlebens, bei dem Begegnungen mit Robert Mapplethorpe, Allen Ginsberg, Andy Warhol, und vielen weiteren Szene-Stars zwar zum Alltag gehörten, das aber auch geprägt war von ständigen Geldsorgen, die den künstlerischen Schaffensprozess nicht gerade erleichterten. Ben Whishaw und Rebecca Hall spielen kongenial, ihr persönliches Engagement in dem intimen Projekt ist jede Minute zu spüren.

Der Genuss dieses intensiven Kammerspiels setzt allerdings Vorkenntnisse voraus. Die Inszenierung folgt dem Transcript Wort für Wort, vor allem Hujars Redebeiträge sind schnell und assoziativ, so dass es schon einige Mühe kostet, ihnen im Original zu folgen, wenn man nicht mit der damaligen Szene vertraut ist. Trotz der Dialoglastigkeit lohnt sich der Film, erhalten wir doch einen ebenso realistischen wie faszinierenden Einblick nicht nur in seinen künstlerischen Schaffensprozess, sondern auch in das Leben der Bohème der Lower East Side und einem New York, das heute leider nur noch in Spuren existiert.

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