ProximaDie Astronautin

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Die Frauenquote in der Raumfahrt liegt bei zehn Prozent - nur die Gewinnerliste der Goldenen Palme von Cannes ist noch niedriger. Überirdisch große Freude herrscht deshalb bei Astronautin Sarah Loreau, als sie ausgewählt wird, die erste Frau auf dem Mars zu werden. Für eine alleinerziehende Mutter und ihre Tochter gerät der Job im All allerdings zur emotionalen Odyssee. Das Beziehungsdrama vor ungewohnter Kulisse überzeugt durch die originelle Story sowie ein eindrucksvolles Ensemble klingender Namen.

Der Weltraum. Unendliche Weiten. Und unendlich wenig Frauen in Raumanzügen. Selbst im legendären „Raumschiff Enterprise“ blieb die einzige Offizierin auf der Brücke zur besseren Sekretärin degradiert. „Barbarella“, „Gravity“ und „Alien“ gelten als glorreiche Ausnahmen im Genre. Dabei zeigte Fritz Lang schon anno 1928 eine „Frau im Mond“! In diese cineastischen Fußstapfen „unbemannter“ Raumfahrt tritt nun die französische Regisseurin Alice Winocour, die eine alleinerziehende Mutter auf Mars-Mission schickt.

Ex-Bond-Girl Eva Green gibt die französische Astronautin Sarah Loreau, die schon als Kind davon geträumt hat, einmal ins Weltall zu fliegen. Nun rückt ihr größter Wunsch in greifbare Nähe: Sie wird ausgewählt, bei der einjährigen Raummission auf der ISS dabei zu sein, die als Vorstufe für den geplanten Marsflug gilt. Mit großer Disziplin trainiert Loreau als einzige Frau im Kölner Zentrum der Europäische Weltraumorganisation ESA. So umfangreich und präzise die Vorbereitung für den großen Trip ausfällt, bleibt für die alleinerziehende Mutter stets eine Unbekannte: Die lange Trennung von ihrer siebenjährigen Tochter Stella. Droht die Mission im Weltall zur emotionalen Odyssee zu werden?

Regisseurin Alice Winocour bietet für ihr Mutter-Tochter-Drama eindrucksvolle Kulissen auf: Vom Europäische Astronautenzentrum in Köln über das russische Gegenstück Star City bei Moskau bis zum Weltraumbahnhof Baikonur ist alles echt. „Ich wollte einen physischen Film drehen!“ betont die Regisseurin, die ihre Hauptdarstellerin, wie beim realen Training, in einer echten Humanzentrifuge schleudern lässt.

Das klassische Kind versus Karriere-Thema wird diesmal mit einem denkbar ungewöhnlichen Beispiel erzählt und holt so gleich vom Start weg die ersten Aufmerksamkeitspunkte. Die gründlich recherchierte, technisch wie menschlich realistisch wirkende Schilderung des Raumfahrt-Milieus sorgt für weitere Aha-Momente. Wie sich eine Frau in dieser Männerdomäne fühlt, wissen wohl nur jene 60 Astronautinnen, die inzwischen ins Weltall flogen – doch Eva Green gibt davon eine ziemlich glaubhafte und eindrucksvolle Vorstellung.

Neben Eva Green konnte die Regisseurin sich bei ihrem erst dritten Film die Mitwirkung von Sandra Hüller, Lars Eidinger sowie Matt Dillon sichern: Stars, die sich auch für Nebenrollen nicht zu schade sind – was der Hüller prompt den Schauspielpreis beim Film Festival Cologne bescherte. Beim Soundtrack setzt Winocour gleichfalls auf klingende Namen: Oscar-Preisträger Ryuichi Sakamoto hat mit seinen Klängen schon Oshima, Bertolucci und Iñárritu begeistert.

Wie es sich für ein starkes Drama gehört, fehlt ein starkes Schlussbild nicht. Und zum Abspann die Namen jener Frauen, die ins All gestartet sind. Eine Deutsche sucht man darunter bislang vergeblich.