Der amerikanische Traum, von den Rändern her erzählt: Regisseur Sean Baker, der uns bereits mit seinen poetischen Milieustudien "Tangerine L.A." und "The Florida Project" zu betören wusste, gelingt mit "Red Rocket" sein bislang kunstfertigster Film. Von der Pornoindustrie an der Westcoast geht es für den alternden Protagonisten zurück nach Texas City, einer heruntergekommenen Industriestadt, aus der er einst auszog, um reich und berühmt zu werden. Doch er ist ein Haken schlagender Überlebenskünstler, der dem sozialen Abstieg immer wieder zu entkommen vermag.

Mikey Saber (Simon Rex) ist Mitte Vierzig und damit als Hardcore-Filmdarsteller und Rapper an die Grenze der systemischen Verwertbarkeit gekommen. Mit 22 Dollar in der Jeans geht es für ihn zurück zu seiner Noch-Ehefrau Lexi (Bree Elrod), die selbst wieder bei ihrer Mutter eingezogen ist. Als die Situation sich gerade zu stabilisieren scheint, kreuzt sich sein Weg mit der 17jährigen Strawberry (Suzanna Son), die schon durch ihren Namen für die Sexindustrie prädestiniert scheint, und von der sich Mickey sein Ticket zurück nach L.A. verspricht. Doch etwas an der Verletzlichkeit ihrer Jugend lässt den charmanten und manipulativen Gauner diesmal zögern.

Sean Baker gelingt mit es, in organischen 16mm-Aufnahmen prekäre Lebensumstände in leuchtend-intensiven Farben in Szene zu setzen, und ermöglicht so einen ungewöhnlich frischen Blick auf die US-Gesellschaft nach der Ära Trump.