Sibel

Locarno 2018

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Sibel - 2018 Filmposter
Informationen

Die 25-jährige Sibel lebt mit ihrem Vater und ihrer Schwester in einem abgelegenen Dorf in den Bergen des Schwarzen Meeres der Türkei. Sibel ist seit ihrer Geburt stumm, kann sich aber mit der traditionellen Pfeifsprache der Region verständigen. Von den anderen Dorfbewohnern ausgestoßen, jagt sie unablässig einen Wolf, der im benachbarten Wald herumstreunen soll. Dabei trifft sie auf einen Deserteur. Verwundet, bedroht und verletzbar ist er der Erste, der sie mit anderen Augen sieht.

SIBEL ist eine Emanzipationsgeschichte – wenn auch nicht unbedingt eine klassische. Die Protagonistin startet ihre Entwicklung nicht ausschließlich aus einer Position des Unterdrücktseins. Weil Sibel aufgrund ihrer Behinderung von ihrer Gemeinde nie für heiratsfähig befunden wurde, gewährt ihr Vater ihr Freiheiten, die nicht üblich sind für die Frauen des Dorfes. Allerdings ist es auch dieser Mangel an patriarchalischen Zwängen, der erst recht zur Entfremdung gegenüber den Dorfbewohnern beiträgt. Das Regie-Tandem Cagla Zencirci und Guillaume Giovanetti legt mit SIBEL den dritten Langspielfilm vor. Ihre Geschichte einer Außenseiterin, die mit der Hilfe eines anderen Aussenseiters das Selbstbewusstsein gewinnt, den Status quo anzufechten, ist kohärent und clever erzählt. Der Film bietet starke Momente und malerische Aufnahmen, die konsequent in die Gesamtdramaturgie integriert sind.