Talking MoneyRendezvous bei der Bank

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Talking Money - 2018 Filmposter
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Finanzielle Belange zu thematisieren, bedeutet auch, eine Machtdynamik aushandeln zu müssen - besonders dann, wenn man sich in die Situation des Bittstellers begibt. Der Dokumentarfilmer Sebastian Winkels hat in acht verschiedenen Ländern über 150 Gespräche dokumentiert, in denen es um das Leihen und Investieren von Geld geht, gleichzeitig transportiert sich in diesen Szenen meist noch viel mehr. So entsteht durch die Kamera, die immer auf der Seite des unsichtbar bleibenden Beraters verweilt, eine kleine Ethnographie des kulturell sehr spezifischen Umgangs mit Schulden.

Winkels bringt in längeren statischen Passagen dabei ganz unterschiedliche Menschen in Relation, deren Klassenzugehörigkeit und Geschlecht ihr habituelles Selbstverständnis als Kreditnehmer ebenfalls mitprägt. Doch es gibt auch Gemeinsamkeiten: Wer Schulden hat oder noch mehr Geld leihen will, der stellt nicht bloß eine Anfrage, sondern begibt sich in einen merkwürdigen Tanz mit dem personellen Vertreter der Institution. Man verführt, überredet, setzt sich in Szene oder appelliert an Mitleid und Mitmenschlichkeit. Manchmal wird die strategische Überlegung sofort deutlich und die verbalen Manöver der Kunden sind so offensichtlich, dass man als Zuschauer schon fast peinlich berührt ist. Denn natürlich geht es nie bloß um Geld, das ja selbst Ausdruck einer Relation ist, ökonomisch und sozial – sondern vor allem um die Abhängigkeit, die über finanzielle Belange verhandelt wird. Die besondere Stärke des Films liegt gerade darin, die Lebenssituationen der Menschen so lange auf den Zuschauer wirken zu lassen, bis die Kontrastierung mit der eigenen Situation klar wird – und vielleicht auch unsere eigene Verstricktheit in globale Ausbeutungsverhältnisse.