Für mich ist Wolfgang Becker der Begründer eines Genres: der Baustellen-Filme. Damals, einige Jahre nach der Wende, war ganz Berlin eine Baustelle. Und es war ein merkwürdiges Gefühl, in dieser unfertigen Stadt zu leben. Die Berliner machten das Beste draus, feierten Baustellenparties, Obdachlose schlugen dort ihre Zelte auf, und die Studenten besetzten sie kurzerhand, wenn es dort nicht weiterging. “Manche Baustellen sind in Berlin so in die Jahre gekommen, dass sie renoviert werden mussten – so entstand quasi eine Baustelle von der Baustelle“, unkte Lars Eidinger, als er von den Dreharbeiten zu seinem jüngsten Film DAS LICHT auf der Berlinale berichtete.
Wolfgang Becker gelang es als erstem, in seinem Film DAS LEBEN IST EINE BAUSTELLE (1997), dieses Lebensgefühl einzufangen und auf Film festzuhalten. Danach folgten viele Filme, die die Baustelle als Metapher auf unser Leben übertrugen, das ja irgendwie auch nie fertig werden will. Und auch mit seinem Erfolgshit GOOD BYE, LENIN! (2003) brachte er ein Lebensgefühl auf den Punkt, konnte insbesondere für die Wessis sichtbar machen, welche Probleme die Ossis mit der Wende hatten und warum nicht automatisch alles zusammenwächst, was zusammengehört.
Auch für seinen letzten Film kramte er nochmal eine alte DDR-Geschichte hervor, aus der er eine treffliche Komödie zauberte. Mit DER HELD VOM BAHNHOF FRIEDRICHSTRASSE gelang ihm ein wahres Vermächtnis und ein schöner Kontrapunkt zu GOOD BYE LENIN. Schwer erkrankt machte er sich an die Dreharbeiten, war jeden Morgen pünktlich am Set, spielte sogar eine kleine Rolle (den Lippen lesenden Stasi-Spitzel). Alle Mitwirkenden hatten das Gefühl, dieser Film wirke heilend auf seine Krankheit. Doch als die letzte Klappe gefallen war, verstarb er dann doch plötzlich nur wenige Tage später.
Wann, wenn nicht jetzt sollten wir Wolfgang Becker mit einer Werkschau seiner wichtigsten Filme ehren? //Kalle Somnitz
Übrigens: 2002 war Wolfgang Becker mal zu Gast im Metropol, anlässlich der Premiere des Films ALLES AUF ZUCKER von seinem Kollegen Dani Levy:

(hier links mit dem ehemaligen Betreiber Udo Heimansberg)

(hier rechts mir Eric Horst von den Filmkunstkinos)



