Der US-amerikanische Regisseur David Lynch wurde 1946 in Montana geboren und studierte zunächst Malerei in Philadelphia. Inspiriert vom dortigen Industriegebiet, in dem er lebte, erschuf er düstere Zeichnungen und Gemälde, bei denen ihm aber schon bald die Bewegung fehlte. Kurzerhand besorgte er sich eine 16mm-Kamera und projizierte eigene kleine Filmschleifen auf seine Kunst, wofür er mit dem ersten Preis der Akademie ausgezeichnet wurde, bevor er sich immer mehr der Filmkunst zuwandte. Einige experimentelle Kurzfilme später fand er sich in L.A. wieder, ein Stipendium für ein Filmstudium in der Tasche, in dessen Rahmen er über vier Jahre seinen ersten Langfilm realisierte: ERASERHEAD (1977), ein wiederum von Philadelphias Industriegebiet inspirierter, expressionistisch-surrealistischer Alptraum, wurde ein Kulthit der „Midnight Movies“ und lief bis 1982 in kleinen Kinos in den USA. Zur selben Zeit war es bereits hip geworden, die jungen Wilden aus diesem Underground für größere Produktionen zu engagieren, so wurde Lynch für die tragische Biografie DER ELEFANTENMENSCH (1980) gebucht und ihm wurde künstlerisch ziemlich freie Hand gelassen, wodurch er seinen Ruf als frisches Talent weiter ausbauen konnte. Anders war das bei DER WÜSTENPLANET (1984): Nachdem es hier schon sein Midnight-Movie-Kollege Alejandro Jodorowsky vergeigt hatte, mischten sich die Produzenten ununterbrochen ein und, was sie wollten, war ein Star Wars-Abklatsch – so sah der Film dann auch aus. Lynch, der sich später von diesem Projekt distanzierte, rettete seinen Ruf mit dem Neo(n)-Noir Thriller BLUE VELVET (1986), für den er kaum Geld bekam, bei dem er aber wieder machen konnte, was er wollte, mit Erfolg. Im Anschluss wurde er vom Fernsehen gebucht und realisierte die daran anknüpfende, von Anfang an sehr erfolgreiche Krimiserie TWIN PEAKS (1989-1991 plus Kino-Prequel 1992), die gekonnt die populären Seifenopern aufs Korn nahm, und drehte nebenher seinen nächsten Kinohit, das Roadmovie WILD AT HEART (1990), mit dem er in Cannes die goldene Palme gewann. Mit dem Autor der Vorlage, Barry Gifford, zusammen entwickelte er auch seinen nächsten Film, den surrealistischen Thriller LOST HIGHWAY (1996), der mit seiner experimentellen Erzählstruktur für viele Fans in den Neunzigern zu seinem Aushängeschild wurde. Es folgte jedoch das Gegenteil: Für Disney drehte er – erstmals nicht nach eigenem Drehbuch – seinen unumstrittensten, aber auch untypischsten Film THE STRAIGHT STORY (1999), ein, wie der Titel schon vorgibt, ausgesprochen geradliniges Roadmovie-Drama, das mit seiner rührenden Story aber dennoch Kritiker wie Fans begeisterte. Seinen krönenden Abschluss im Kino feierte er mit einer Abrechnung mit Hollywood, dem Thriller MULHOLLAND DRIVE (2001), der eigentlich eine neue Fernsehserie werden sollte, und in dem er wieder auf die Traumlogik von LOST HIGHWAY zurückgriff, und in Cannes mit dem Regiepreis ausgezeichnet wurde.
Anlässlich seines Todes am 15. Januar 2025 zeigen wir noch einmal (fast) alle diese Meilensteine auf der großen Leinwand, sowie eine aktuelle Doku über sein malerisches Schaffen. Seid dabei!
// Daniel Bäldle