Premiere “BLACK BAG” im Delphi Filmpalast Berlin

von Kalle Somitz

Nur langsam füllte sich der riesige Delphi Filmpalast, als Universal kurz vor Ostern zur Premiere des neuen Films von Steven Soderbergh eingeladen hatte. Zu Vorstellungsbeginn von BLACK BAG – Doppeltes Spiel war der Saal dann aber doch bis auf den letzten Platz besetzt, und das Publikum wurde mit einem ganz eigenen Spionagethriller überrascht. Statt Action gab es vortreffliche Dialoge, und statt Mord und Totschlag standen Eifersüchteleien im Vordergrund. Vornehmlich gegen die Haupt-Protagonisten George und Kathryn, Agenten des britischen Geheimdienstes. George fällt die Aufgabe zu, einen Maulwurf zu enttarnen. Fünf seiner Kollegen sind verdächtig, darunter auch seine Ehefrau Kathryn. George meint, das sei kein Problem für ihn, schließlich habe man in vielen gemeinsamen Berufsjahren gelernt, Privates von Beruflichem zu trennen. Doch so einfach wird es dann doch nicht, denn die beiden sind sehr glücklich verheiratet und ziehen damit den Neid ihrer Kollegen auf sich.

Für Soderbergh ist der Film nicht nur ein Agententhriller, man könne ihn durchaus auch als Porträt einer glücklichen Ehe lesen, erklärte er in Berlin. Dass Michael Fassbender und Cate Blanchett ein überzeugendes Ehepaar abgeben, war ihm vorher schon klar, schließlich habe er mit beiden schon zusammengearbeitet.

Mehr Respekt hatte er da schon davor, einen Spionagethriller als Kammerspiel zu inszenieren. Bei einer ersten Publikums-Preview offenbarte sich ein Problem mit der anfänglichen Dinner-Szene. In dieser gab es einfach zu viele Informationen auf einmal. Deshalb wurde ihr die Barszene im Nachhinein vorangestellt, die dem Zuschauer dann schon einige Vorinformationen zuteilwerden ließ. Für diese Szene musste Soderbergh zwei Stunden mit Fassbender nachdrehen, worauf er aber drei Monate warten musste, weil dieser gerade eine Serie drehte.
Für Soderbergh war die Dinner-Szene ein wahrer Alptraum, obwohl sie im Drehbuch nur zwölf Seiten lang war. Das Problem ist, dass alle quasi am Stuhl gefesselt sind. Niemand bewegt sich, es wird nur geredet. “Peaple in rooms, just talking”, so war es schon in SEX, LIES AND VIDEOTAPES, und solche Szenen ziehen sich durch seine ganze Karriere. Seine Vorliebe für solche Kammerspiele hat mit ihrem Schwierigkeitsgrad zu tun. Es ist nicht leicht, einem Film Tempo und einen Spannungsbogen zu geben, wenn alle Beteiligten nur irgendwo rumsitzen. Dazu bedarf es dann schon eines ausgezeichneten Drehbuchs und einiger anderer Tricks, die er sich, wie er auf Nachfrage aus dem Publikum einräumte, bei Sidney Lumet abgeguckt hat. In DIE ZWÖLF GESCHWORENEN hat dieser Routinen entwickelt, wie man einen ganzen Film in einem einzigen Raum drehen kann. Für ihn war Lumets Spielfilm-Debüt das erste perfekt fürs Kino adaptierte Kammerspiel.

In unserer permanenten Filmreihe “Look Twice” zeigen wir zum Start von BLACK BAG noch einmal den Klassiker von Sidney Lumet und das Spielfilmdebüt von Stephen Soderbergh.